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Der Streit um Filbinger

bnn19

12.Oktober 2003


Der Streit um Filbinger

Die Veranstalter des heutigen “Tags der Heimat", bei dem der ehemalige Ministerpräsident Hans Filbinger zum Thema “Mit Menschenrechten Europa vollenden" reden wird, fühlen sich ebenso im Recht wie diejenigen, die seit Tagen heftig dagegen protestieren. Der Bund der Vertriebenen sowie das “Haus der Heimat" verweisen auf die Verdienste Filbingers sowohl um Baden-Württemberg als auch um Europa. Den Vorwürfen gegen den früheren NS-Marinerichter Hans Filbinger, die zu des-sen Rücktritt als Regierungschef führten, begegnet man auch in Karlsruhe mit den von Filbinger anlässlich seines kürzlichen 90. Geburtstags wiederholt verbreiteten Entlastungsargumenten.

Dass dies die Gegner Filbingers nicht beeindruckt, war nicht anders zu erwarten. An den gestern erneut formulierten Protest der Grünen (die SPD hatte als erste Kritik geübt), des DGB, der Jusos, des Usta der Universität hängten sich einige Gruppen aus dem ganz linken Spektrum an. Und auch der Stadtjugendausschuss verurteilt die Einladung Filbingers. Er sieht sich einer verantwortungsvollen Aufarbeitung unserer Geschichte verpflichtet. Der Bund der Vertriebenen und das “Haus der Heimat" wollen und können wohl aus Prinzip diesem politischen Druck nicht nachgeben. Als der Kuratoriums-Vorsitzende des “Hauses der Heimat", der CDU-Ehrenvorsitzende und Stadtrat Günther Rüssel, seinen Parteifreund Hans Filbinger als Redner gewann, ahnte er wohl nicht, dass es um die Geburtstagsfeiern für Hans Filbinger heftige politische Auseinandersetzungen geben wird. Diese Proteste liegen noch in der Luft und erneuern sich anlässlich der Karlsruher Veranstaltung zum “Tag der Heimat" mit Hans Filbinger.

Ob Günther Rüssel auf die Einladung Filbingers als Redner zum “Tag der Heimatt" aus heutiger Sicht der Dinge verzichtet hätte? Wohl kaum, Rüssel steht zu dem von ihm geschätzten ehemaligen Ministerpräsidenten Hans Filbinger als Redner beim “Tag der Heimat" nicht in Erwägung zu ziehen, wäre ihm nie in den Sinn gekommen. Ihn gar wieder auszuladen, erst recht nicht. Rüssel trennt in der ihm eigenen pragmatischen Art und Weise den durch Vorwürfen belasteten NS-Marine-Richter Filbinger streng vom Nachkriegspolitiker, der - wie es auch in der Presseerklärung des Stadtjugendausschusses heißt - sich als Ministerpräsident dieses Landes zweifelsfrei Verdienste erworben hat.

Dennoch sind die vorgetragenen Proteste durchaus ernst zu nehmen. Wenn auch in Filbingers Entlastungsargumenten unter anderem der prominente Historiker Golo Mann zitiert wird: Die anhaltende öffentliche Diskussion über Filbingers Vergangenheit als NS-Marinerichter hätte zum Nachdenken anhalten müssen: Zum Nachdenken darüber, ob Hans Filbinger als Redner beim Karlsruher „Tag der Heimat" am richtigen Platz ist. Zumal wenn es dabei um das sensible Thema Menschenrechte in Europa geht.

 

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