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Zigarettenautomaten - Doch noch in Schulnähe?

swr3

14. Februar 2008
 

Zigarettenautomaten - Doch noch in Schulnähe?

In anderen Ländern kaum vorstellbar, doch in Deutschland stehen Zigarettenautomaten in unmittelbarer Nähe von Schulen. Seit über zehn Jahren gibt es zwar eine freiwillige Selbstverpflichtung der deutschen Zigarettenindustrie, im Umkreis von Schulen keine Zigarettenautomaten aufzustellen. Damit sollen Jugendliche vor der Verlockung des Nikotinskonsums geschützt werden. Doch in der Praxis zeigt sich ein anderes Bild.

Insgesamt 90 Verstöße haben die Karlsruher Behörden allein in ihrer Stadt gegen diese Selbstverpflichtung festgestellt. INFOMARKT hat deshalb per Stichprobe in der Umgebung von Karlsruher Schulen überprüft, ob die Tabakindustrie mit ihrem Versprechen tatsächlich ernst macht.

Tabak an der Schule

Das ein Schüler mit 17 Jahren einfach Zigaretten holen geht, ist eine ganz normale Situation, morgens um 10.00 Uhr in Deutschland. Der Automat dafür befindet sich nur ganze 20 Meter von der Schule entfernt. Für die Rektorin dieser Schule ist das ein Skandal. Am Lessing-Gymnasium in der Karlsruher Innenstadt gibt es sogar vier Automaten in Schulnähe. Die Berichte der Schüler zeigen, dass da eifrig Zigaretten gezogen werden, oft mit der Scheckkarte oder dem Führerschein von Freunden oder älteren Geschwistern.

Kampf den Automaten

Nach einer Statistik holen sich rund 60 Prozent der jugendlichen Raucher ihre Zigaretten aus den Automaten. Das will sich die Karlsruher Stadtverwaltung nicht länger tatenlos ansehen und drängt auf die Einhaltung der freiwilligen Selbstverpflichtung durch die Automatenaufsteller. Darin heißt es, dass Zigarettenautomaten mindestens 50 Meter von Schulen entfernt sein müssen und nicht in den umliegenden Straßen hängen sollen.
Der Leiter des städtischen Bauordnungsamtes erklärt, dass über die Schulen zuerst die Automatenstandorte ermittelt wurden. Dabei stellte sich heraus, dass 90 Automaten im Nahbereich der Schulen hängen.

Maßnahmen

Ein Brief der Stadt Karlsruhe von November 2007 an den Verband der Automatenaufsteller zeigte bei den kritisierten Automaten wenig Wirkung. Erst die Nachfragen von INFOMARKT bringen Bewegung. Von Seiten der Aufsteller heißt es zwar, die bisherigen Schutzmaßnahmen, wie beispielsweise der Altersnachweis durch Scheckkarten, würde ausreichen. Doch der größte Automatenaufsteller in Deutschland, Tobaccoland, lenkt ein. Bereits 17 seiner 46 Automaten wurden nach kurzer Zeit abgebaut. Die restlichen folgen noch. Man wolle alles tun, um die freiwillige Selbstverpflichtung vollständig umzusetzen.

Das gilt aber nur für Karlsruhe. Hier werden Automaten tatsächlich abgehängt. Zwei Aufsteller haben zugesichert, insgesamt 60 der umstrittenen Geräte abzubauen. Eine gute Entscheidung, doch freiwillig sieht eigentlich anders aus. In anderen Städten lässt man sich weiter Zeit. Den Jugendschutz scheint die Tabakindustrie nicht wirklich ernst zu nehmen.

Übrigens: Der Verband der Automatenaufsteller hat nach dem Brief der Stadt Karlsruhe seine Mitglieder angeschrieben, wie es um die Einhaltung der Selbstverpflichtung steht und sie angehalten, Zigarettenautomaten in Schulnähe zu entfernen.

Sendetermin: 14.02.2008, 21.00 Uhr, Infomarkt, SWR Fernsehen

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