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Straßennamen werden überprüft

bnn93

19. Mai 2010

Straßennamen werden überprüft

Grüne finden mit Forderung nach Aus für Antidemokraten als Schilderpaten Zustimmung

ruh. Die Stadt überprüft das Straßenverzeichnis. Möglicherweise werden danach einige Karlsruher Straßen einen anderen Namen bekommen. Die Grünen forderten per Antrag im Gemeinderat, dass keine Antidemokraten, Rassisten oder gar Antisemiten eine öffentliche Adresse hergeben dürfen. Mit diesem Ansinnen rannten sie bei den andren Fraktionen offene Türen ein.

Dabei hoben die Grünen besonders auf die Lüderitzstraße in Daxlanden und auf die Treitschkestraße in der Südstadt ab. Nach Adolf Lüderitz wurde 1937 – also in der NS-Zeit – eine Seitenstraße der Rheinhafenstraße benannt. Lüderitz wurde 1834 in Bremen geboren und ertrank 1886 im südwestafrikanischen Oranje-Fluss. Auf Initiative des Überseekaufmanns entstand der nach ihm benannte Hafenort im heutigen Namibia.

Heinrich von Treitschke ist seit 1898 Straßenpatron in der Fächerstadt. Der Historiker und Publizist wurde 1834 in Dresden geboren und starb 1896 in Berlin. Die Grünen betonen, „dass deren Äußerungen und Handlungen im Widerspruch zu demokratischen Wertvorstellungen stehen“. Lüderitz sei von den Nazis bewusst als Vorreiter des deutschen Kolonialismus aufs Straßenschild gehoben worden. Treitschke habe die Hassparole „Die Juden sind unser Unglück“ geprägt. Solche Personen seinen keine Vorbilder „und deshalb dürften auch keine Straßen nach ihnen benannt werden“, meinten die Grünen. Mindestens aber müssten solche Straßennamen per Begleitschild kommentiert werden.

Vor Jahren wurden unabhängig von einander zwei Namen aus dem Karlsruher Adressbuch genommen. Die Stadt entfernte 1987 den Namen von Carl Peters, auch er ein Überseekaufmann in Afrika, aus einer Nachbarstraße der Lüderitzstraße, der heutigen Besselstraße. Und die Bundeswehr strich den Namen „Mackensenkaserne“, nachdem Demokraten darauf gedrungen hatten. Der Generalfeldmarschall des Kaiserreichs war ein überzeugter Antidemokrat und im Alter ein Anhänger Hitlers. Das Bürgermeisteramt sagt dazu: „Die Auswahl dieser Namen entsprach dem damaligen Zeitgeist.“ Aus heutiger Sicht könne man allerdings zu einer anderen Bewertung kommen. Der Bauausschuss werde sich mit dem Thema weiter befassen, erklärte OB Heinz Fenrich.

Michael Borner erklärte für die Grünen die Zufriedenheit mit der Stellungnahme der Verwaltung. Er unterstrich dabei, dass „Karlsruhe als Wiege der Demokratie und Residenz des Rechts“ zu hoher Sensibilität gegenüber falschen Traditionen verpflichtet sei.
Gisela Fischer (SPD), Thorsten Ehlgötz (CDU) Rita Fromm (FDP) und Lüppo Cramer (KAL) unterstrichen die Wichtigkeit der Überprüfung. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit müsse aber besonders mit Erinnerungsarbeit geführt werden“, fügte Fischer an.

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DARF EIN ANTISEMIT des 19. Jahrhundert wie Treitschke weiter Namensgeber für eine kleine Straße zwischen Rüppurrer- und Nebeniusstraße in der Südstadt sein? Foto: Alàbiso

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