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Protokoll-Amt der Stadt führt in Gurs die Regie

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22.Oktober 2010

 

Protokoll-Amt der Stadt führt in Gurs die Regie

Für das Gedenken an 6 500 deportierte badische Juden setzt sich Karlsruhe seit 1957 aktiv ein

Vo unserem Redaktionsmitglied Kirsten Etzold

Der Friedhof des nationalsozialistischen Internierungslagers Gurs in Südwestfrankreich ist ein trauriger und beklemmender Ort – die letzte Ruhestätte für 1073 Opfer des Nazi-Terrors ist seit 1963 Mahnmal für die Deportation, Verschleppung und Ermordung von mehr als 6 500 jüdischen Menschen aus Südwestdeutschland. Karlsruhe spielt eine zentrale Rolle bei der Erhaltung dieser Gedenkstätte. (Siehe auch Kommentar.)

1957 ergriff der damalige Oberbürgermeister der Fächerstadt, Günther Klotz, nach einem Zeitungsbericht über den Verfall des Friedhofs die Initiative zu dessen Instandsetzung und dauerhafter Pflege. Bis heute führt Karlsruhe die Geschäfte der dazu gegründeten Arbeitsgemeinschaft. Anfangs verpflichteten sich Karlsruhe, Pforzheim, Mannheim, Heidelberg und Freiburg, die Kosten gemeinsam zu tragen. Seither traten Konstanz (1994), Weinheim (1996), Emmendingen (2000), Offenburg und Lörrach (2002) sowie der Bezirksverband Pfalz (2006) und schließlich Bruchsal (2008) der Arbeitsgemeinschaft bei. Sie zahlten auch einen Obolus für vergangene Jahrzehnte, wogegen sich Baden-Baden bisher sperrt. Seit 2002 leistet die Kurstadt aber laufende Beiträge zu den Kosten.

Das Protokoll-Amt der Stadt Karlsruhe um Hauptamtsleiter Herbert Augenstein führt hinter den Kulissen Regie, wenn am Sonntag in Gurs Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan Mappus, Vertreter des Saarlandes und des Landes Rheinland-Pfalz, eine große Delegation der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden um deren Vorsitzenden Wolfgang Fuhl sowie Zeitzeugen und Überlebende des Lagers, das auch als „Vorhölle von Auschwitz“ bezeichnet wird, der Deportation der badischen Juden vor 70 Jahren gedenken. (Siehe auch Politik.) Vorausgefahren sind Iris Kessler und Jutta Batur vom Karlsruher Hauptamt, um Material nach Gurs zu bringen. Per Flugzeug folgen heute Oberbürgermeister Heinz Fenrich sowie unter anderem die Stadträtinnen und Stadträte Doris Baitinger, Michael Borner, Rita Fromm, Karin Wiedemann und Margot Döring sowie Kulturamtsleiterin Susanne Asche. Auch Augenstein geht an Bord. Mit den Vertretern der Stadt fliegen zudem der 82-jährige Paul Niedermann, der dem Lager Gurs entfliehen konnte, sowie die Zeitzeugin Ruth Barrack mit Dennis Barrack. In der Gruppe der Israelitischen Religionsgemeinschaft treffen weitere Karlsruher ein, darunter David Seldner, Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Karlsruhe.

Die Israelitische Religionsgemeinschaft zeigt sich mit dem Engagement der Stadt sehr zufrieden. „Wir danken der Stadt Karlsruhe sehr für ihren Einsatz, mit dem die Erinnerung an den 20. Oktober 1940 wachgehalten wird“, sagt Fuhl, der Vorsitzende des Oberrats der badischen Juden. Er hebt den Einsatz des Karlsruher Oberbürgermeister Heinz Fenrich heraus, betont aber auch, dass sich überdies „viele Mitarbeiter der Verwaltung weit über ihre eigentlichen Dienstverpflichtungen hinaus“ mit der Aufgabe identifizierten. In Gurs soll am Sonntag für dieses städtische Engagement offiziell gedankt werden.

 

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