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Einbürgerung von „Curveball“ in Karlsruhe

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Gemeinderatsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN

6. Dezember 2010

 

Einbürgerung von „Curveball“ in Karlsruhe

Anfrage:

  1. Seit wann lebt Rafid al-J., öffentlich bekannt unter dem Decknamen „Curveball“, in Karlsruhe und wann wurde er eingebürgert?
  2. Waren der Stadtverwaltung zum Zeitpunkt der Einbürgerung die Identität von Rafid al-J. sowie seine Verwicklung in den Irak-Krieg bekannt?
  3. Erfüllte Rafid al-J. die rechtlichen Voraus-setzungen für eine Einbürgerung in Deutschland?
  4. Hat die Stadtverwaltung bei der Einbürgerung von Rafid al-J. die gleichen Routineprüfungen durchgeführt wie bei anderen Einbürgerungs-verfahren in Karlsruhe?
  5. Was wurde seitens der Stadtverwaltung unternommen, um die Identität Ra-fid al-J.‘s zu überprüfen? Wurde hierbei Unterstützung durch die Polizei eingeholt, wie dies bei anderen Einbürgerungsverfahren üblich ist?
  6. Was wurde seitens der Stadtverwaltung unternommen, um die Einkommenssituation von Rafid al-J. zu überprüfen?
  7. Hatte die Stadtverwaltung im Zuge des Einbürgerungsverfahrens Kenntnis darüber erlangt, dass Rafid al-J. über eine Scheinfirma vom BND regelmäßig Geld erhielt? Welche Rollte spielte dieses vermeintliche „Arbeitsverhältnis“ bei der Einbürgerung?
  8. Wie beurteilt die Stadtverwaltung die Einbürgerung von Rafid al-J. in Karlsruhe vor dem Hintergrund, dass „Curveball“ durch gezielte Verbreitung von Fehlinformationen maßgeblich am Zustande-kommen des Irak-Kriegs beteiligt war?
  9. Hätte seitens der Einbürgerungsbehörde die Möglichkeit bestanden, Rafid al-J. eine Einbürgerung zu verweigern?

Sachverhalt/Begründung:

Wie am 02.12.2010 in der ARD berichtet, lebt in Karlsruhe ein Mann, der durch gezielte Falsch-informationen an den BND maßgeblich am Zustande-kommen des Irakkriegs beteiligt war. Der als „Curveball“ in den Medien bekannte Rafid al-J. hat heute einen deutschen Pass und wurde von der Karlsruher Stadtver-waltung eingebürgert.

Die von „Curveball“ im Vorfeld des Irakkriegs gelieferten Informationen über biologische Massenvernichtungs-waffen und deren Produktionsstätten im Irak lieferten der US-Regierung einen vermeintlichen Kriegsgrund. Sowohl US-Präsident Bush als auch Außenminister Powell stützten sich bei Kriegsbeginn auf „Curveballs" Aussagen, die der US-Regierung durch den BND übermittelt worden waren.

Die von „Curveball“ gelieferten Informationen erwiesen sich jedoch im Nachhinein als frei erfunden. Dennoch wurde „Curveball“ den ARD-Informationen zufolge vom Bundesnachrichtendienst weiterhin jahrelang über eine Scheinfirma mit Geld versorgt und auch betreut.
Die GRÜNE Fraktion verurteilt diese Sonderbehandlung eines Fehlinformanten durch den BND aufs Schärfste. Auch fragen wir uns, wie es dazu kommen konnte, dass „Curveball“ heute – mit einem deutschen Pass ausgestattet – unbehelligt in Karlsruhe lebt. Deshalb möchten wir wissen, ob für die Stadtverwaltung die Möglichkeit bestanden hätte, Rafid al-J. die Einbürgerung zu verweigern.

Wegen des übergeordneten öffentlichen Interesses an diesem Fall sieht die GRÜNE Fraktion keinerlei Anlass, wegen datenschutzrechtlicher Erwägungen zugunsten von Rafid al J. eine öffentliche Antwort auf unsere Anfrage zu verweigern. Für den Fall, dass die Stadtverwaltung hierzu eine andere Einschätzung hat, bitten wir jedoch darum, die Fragen zunächst getrennt in einem
öffentlichen und einem nichtöffentlichen Teil zu beantworten.

Unterzeichnet von:

Bettina Lisbach  Anne Segor  Michael Borner   Dr. Dorothea Polle-Holl    Tanja Kluth

 

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